Mehr zu elektronischem Lesespaß

Jüngst schrieb ich vom Sony PRS-505S, den Thalia bald hier in Deutschland verkaufen wird, und brachte mittlere Erwartungsfreude zum Ausdruck. Kurze Zeit später schockierte mich das Erdferkel mit der wenig einfühlsamen Formulierung, Thalia brächte “veralteten Müll” auf den Markt. Nun, veraltet mag stimmen, aber ob das Gerät Müll ist, hängt wohl von den Anforderungen ab, die man daran stellt. Verglichen mit den von ihm verlinkten Geräten von iRex ist der Sony natürlich extrem featurearm, hier möchte ich aber auf das Verhältnis auf Preis und Leistung hinweisen. Möchte man nur lesen und legt weniger Wert auf einen digitalen Notizblock im gleichen Gerät, muss man nicht so viel ausgeben.

Amazons Kindle 2

Amazons Kindle 2

Wahr ist allerdings, dass wir hier verglichen mit unseren amerikanischen Verbündeten sehr schlecht wegkommen. In den USA bringt Amazon gerade den Kindle 2 heraus. Der direkte Vergleich fällt mir mangels Tiefenwissens nun schwer, aber er kann wohl neben einem besseren Display hauptsächlich mit kostenfreiem Dreibandzugang zu Wikipedia und dem EBookstore von Amazon glänzen. Auch wenn das natürlich den Akku aussaugen wird, empfinde ich es als eine ungemeine Bereicherung: Es ist möglich, ohne PC und (W)LAN unterwegs neue Bücher zu kaufen und zumindest oberflächlich zu recherchieren. Außerdem hat der Kindle 2 das Oxford American Dictionary eingebaut. Interessant, dass das für Native Speaker offenbar ein attraktives Feature ist, für uns Außerenglische könnte das jedenfalls potentiell nützlich sein. Der Kindle 2 kann also wesentlich mehr als das, was wir hier zögerlich angeboten bekommen, und kostet weniger.

Eine Sache habe ich noch zu den Preisen von EBooks nachzutragen: Es ist offenbar noch nicht klar, ob die Buchpreisbindung für EBooks gilt oder nicht. Um sicher zu gehen, halten sich die allermeisten Anbieter also anscheinend erstmal an sie. Sollten die zuständigen Stellen festlegen, dass die Buchpreisbindung tatsächlich auch für EBooks anzuwenden ist, steht das natürlich potentiell einer erfolgreichen Marktbildung hier im Lande entgegen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist natürlich der Ansicht, dass das so sei.

Den Zweck der Buchpreisbindung habe ich übrigens immer noch nicht verstanden. So, wie Wikipedia die Motivation darlegt, bekomme ich den Zusammenhang zwischen Maßnahme und Ziel nicht gebacken. In anderen Märkten existiert doch auch Vielfalt ohne Preisbindung, zumal es zur Zeit ja auch rein im Ermessen der Verlage liegt, wie viel ein Buch wert ist. Und das führt regelmäßig zu höheren Preisen als im Ausland, und das bei fast schon notorisch minderwertigeren Ausgaben (wer kennt nicht die Einheitscover mancher Verlage?). Lediglich der Handel bekommt die Möglichkeit abgesprochen, von der “Unverbindlichen Preisempfehlung”, wie es anderswo heißt, abzuweichen. Das schützt natürlich kleinere Händler, führt aber fast schon zwangläufig zu einer Art Kartellbildung.
Inwiefern die Buchpreisbindung letztendlich wirklich den Markt für EBooks verhindert, sehe ich als offen an. Denn Taschenbuch- und Harcoverausgaben des gleichen Buches dürfen unterschiedliche Preise haben; dann sollte für eine elektronische Version ein dritter Preis möglich sein. Wir werden sehen.

7 Comments.

  1. Veralteter Müll ist der Reader schon deswegen, weil in den USA längst der PSR-700 auf dem Markt ist. Mit dem Spielzeugkommentar bezog ich mich nicht auf die fehlende Notizfunktion, sondern auf das winzige Display. Oh, und man kann den Akku anscheinend nicht (einfach) selbst austauschen. Das ist bei mobilen Geräten eher doof.

    ebooks zu kaufen halte ich zur Zeit nicht für besonders sinnvoll, die sind doch alle DRM-verseucht. Wie soll ich denn so meine Bücher verleihen oder in ein paar Jahren nochmal lesen? Oder, im Fall des Kindle, auch mal auf einem anderen Gerät ansehen?

  2. Dass in den USA bessere Geräte gleicher Preisklasse auf dem Markt sind, bestreite ich ja gar nicht. Die Bewertung eines Gerätes für einen Markt, wo keine anderen verfügbar sind, kann darunter aber nicht leiden.

    Sechs Zoll Bildschirmdiagonale ist in der Tat kleiner als das normale Paperback; jetzt weiß ich, was du meinst. Man kann zwar die Größe der Schrift ändern, aber wer will schon nach drei Sätzen blättern. Da wäre eine Größe von acht Zoll – was dann etwa einem Paperback entspräche – schön, das ist wohl wahr.

    Dass mobile Geräte heute mit fest installiertem Akku kommen, ist ja spätestens seit iPod und Gefährten leider Usus. Das spricht also zwar gegen die Praxisnähe der Produzenten, aber weniger gegen spezielle EBookreader. Gibt es denn überhaupt welche, deren Akku man wechseln kann?

    Es gibt einige Portale, wo es freie EBooks gibt. Das sind zwar keine aktuellen Titel, dafür frei von DRM.
    Ich halte Kopierschutz grundsätzlich für eines der dämlichsten* Konzepte, die Marketing heute benutzt. Man wird die Anbieter wohl nur durch die Gewalt des Marktes davon überzeugen können, von so etwas abzusehen.

    * Sie sind ineffektiv, teuer und schränken den Kunden im Vergleich zu traditionellen Medien wesentlich (fast schon ungebührlich) mehr ein. Statt krampfhaft an veralteten Vermarktungsmodellen festzuhalten, sollten die betroffenen Branchen sich Gedanken machen, wie man die heute technisch mögliche Massenverbreitung ohne direkten Profit nutzen kann, um eben doch Geld zu verdienen. Die Musikproduzenten scheinen ja langsam, langsam dahinter zu kommen. Soweit ich weiß, gibt es schon Studien, die zum Ergebnis haben (wollen), dass Musik, die häufig kopiert wird, auch häufig gekauft wird. Ob da Kausalität oder Korrelation vorliegt, weiß ich nicht.

  3. Ein Reader, der nicht nativ PDF (oder ein vergleichbares offenes Format) unterstützt, kommt mir ohnehin nicht ins Haus.

    Eine ganz andere Frage, die ich mir immer wieder stellen muss; nehmen wir mal an, dass der Reader so teuer ist, dass man sich nicht einfach einen neuen kaufen kann, wenn der Akku am Ende ist. Dann ist das Gerät schon ein paar Zehner wert. Wenn das Gerät aber einen solchen Preis hat, der doch deutlich über dem Preis eines normalen Buches liegt, dann muss man bei der Benutzung stets gut darauf aufpassen, dass es nicht kaputtgeht. Damit schliessen sich Nutzungen wie “zum Lesen mit an den Strand” nehmen schnell aus. Das ist natürlich überspitzt, aber jedenfalls ist es stark vom Preis abhängig, was man damit noch guten Gewissens machen kann. Bei einem Taschenbuch, einer Tageszeitung oder gar einem ausgedruckten Paper ist das anders!

    Viele Grüße vom nachdenklichen
    Günther

  4. Ich habe noch keinen Reader gesehen, der kein PDF kann. Nur einige, die Umwege auf sich nehmen. So muss man beim Kindle 2 bspw. das PDF online hochladen, wo es konvertiert und auf den Kindle geschickt wird.

    Dein Verschleißargument ist natürlich vollkommen gültig, Günther. Ein kratzfestes Display und Schutz gegen Spritzwasser wie Dreck sollten Standard sein, wenn man das “Überallargument” nutzen möchte*.
    Wenn man als Leser allerdings Wert auf unversehrte Bücher im Regal legt, wie ich das zum Beispiel tue, verschwimmt der Unterschied; Bücher sind schließlich auch nicht kratz-, wasser- und dreckfest. Der vernichtete Wert im Unfallfall (ich setze mal grundsätzlichen schonenden Umgang voraus) ist natürlich ein ganz anderer.

    Wie schaut es denn mit anderen Geräten aus, zum Beispiel Handys und Digitalkameras. Zumindest diese beiden Typen sollten regelmäßig unter widrigen Umständen eingesetzt werden. Außer verkratzten Displays und Sturzschäden kann ich mich an keine öfter auftretenden Klagen erinnern. Wenn EBookreader also etwa die Robustheit dieser Geräte erreichen, sollte wohl alles gut gehen, oder?

    Ich habe noch etwas nachzureichen:
    gutenberg.org (Freie EBooks von alten Werken)
    gutenberg.spiegel.de (Das deutsche Pendant)
    freetechbooks.com (Freie EBooks zu Inhalten der [praktischen] Informatik)
    Da, wo die herkommen, gibt es noch einige mehr.

    *Das spricht übrigens auch gegen Akkuentnahmeluken.

  5. Ja, und wenn Amazon mal keinen Bock mehr hat oder 10 Cent pro Konvertierung verlangt, dann guckste doof (Dafür kann man allerdings beim Kindle die Batterie austauschen, zumindest solange es Ersatzteile gibt). Die Lesegeräte richten sich halt alle noch eher an die Nerds, die sich gerne die neusten Gadgets kaufen, und deshalb zahlt man noch heftig Early-Adopter-Gebühren für Geräte, die in ein paar Monaten günstiger und in wenigen Jahren Schrott sind. Die Geräte sind in der Anschaffung schon nicht billig, aber die Nutzungszeit und die TCO machen die nochmal deutlich teurer.

    Ich kann nachvollziehen, wenn jemand für das Pionier-Gefühl zahlen will, aber wenn man ab und zu Nachrichten liest und weiß, dass es schon längst einen Nachfolger gibt und dass man sich den importieren könnte, dann ist der emotionale Vorteil deutlich kleiner.

    Bei all den kostenlosen pdfs wirst Du wahrscheinlich irgendwann Augenprobleme kriegen, da man für die kleinen Ebook-Reader eher ein Format will, das dem Gerät erlaubt die Zeilenumbrüche anzupassen. Nicht umsonst sind Fachbücher gewöhnlich größer als Taschenbücher. Überhaupt wird es im Endeffekt darauf rauslaufen, dass man für Fachbücher doch auf als readertauglich angefertige Ebook-Formate angewiesen ist und nicht einfach auf pdf ausweichen kann.

    Ja, und Projekt Gutenberg ist schön, wenn man Klassiker lesen möchte. Jenseits davon hat man die Wahl zwischen Müll, DRM und Raubkopien.

  6. EBookreader bei Thalia begutachtet | Senke des Chaos’ - pingback on March 23rd, 2009 at 13:41
  7. EBookreader bei Thalia begutachtet | [lm]azy - pingback on January 13th, 2012 at 11:28

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