Einmal gut durch, bitte

Bei unserer letzten Korrektursitzung im sechsten Stock von Gebäude 48 hatte ich das Gefühl, vom Stuhl zu fließen. Das war Mitte Mai, also noch nicht mal im Hochsommer, aber die Mittagssonne heizte die Südfront des anscheinend auch durch Asbestreste kaum isolierten Gebäudes unbarmherzig auf. In anderen Räumen war es kaum besser. Ich konnte nun nach einigen Stunden, in denen die Konzentration immer öfter den Graden zum Opfer fiel, kühlere Gefilde aufsuchen – die Doktoranden, Mitarbeiter und Professoren im Gebäude können das nicht.

Wir haben das mal gemessen. Schon Anfang Juli hat es in der Mittagspause an einem Arbeitsplatz um die 29°C – und das bemessene Büro liegt auf der Ostseite. Unser Fachschaftsbüro, dessen Fenster nach Süden zeigen, kommt nachmittags auf deutlich höhere Temperaturen – und der Hochsommer beginnt gerade erst. Wie man bei solchen Temperaturen produktiv arbeiten soll, ist mir ein Rätsel. Das Arbeitsstättenrecht¹ empfiehlt jedenfalls Temperaturen von höchstens 26°C.

Man munkelt übrigens, dass eine Klimaanlage für die lokale Kühlung eines nach Süden gerichteten Vorlesungsraumes wohl bezahlt worden wäre – der verbrauchte Strom allerdings nicht.


¹ Arbeitsstättenrichtlinie 6 (via excel-berlin.de)

7 Comments.

  1. Auch wenn das nur ein Beitrag zur Hitze ist und nicht die Gesamtsituation verharmlosen soll, so ist das Tropenklima im Fachschaftsbüro oft hausgemacht. Fast immer wenn ich vorbeischaue, ist sowohl das Fenster, als auch die Tür geschlossen. Ein wenig Luftzug wäre sicherlich förderlich, aber “echte” Informatiker können ja Frischluft nicht auf sich sitzen lassen. Das schadet ja dem Image.

  2. Das Öffnen des Fensters macht wenig Sinn, wenn es draußen wärmer ist als drinnen.

    Gerade sind sowohl Tür als auch Fenster offen (auf die Gefahr hin, dass uns alles wegfliegt, was nicht festgenagelt ist) und es sind runde 26°C auf dem Schreibtisch. wetter.de gibt als Messwert von 13:00 Uhr 21°C und Bewölkung an; es ist also nicht wirklich ein warmer Tag.

  3. Das klingt für mich, als könnte man es irgendwie mit Sachmittelgeldern lösen… Hatten wir da nicht letztens mal eine Diskussion? Wie ist die eigentlich ausgegangen?

  4. Günther: Das waren Sachmittel für die Lehre. Sinnvoller wären da wohl Personalmittel gewesen.
    Problem ist, dass das Geld, das das Land der Uni gibt, “pressewirksam” eingesetzt werden soll. Heißt: Man muss schnell alles auf einmal – teilweise für Dinge, die nicht sonderlich dringend sind – rausschmeißen, statt langfristig zu planen.

  5. Für Nebels Vorlesungsraum hätte man sicherlich ein Klimagerät von den Reinvestmitteln anschaffen können; ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass bei solchen Temperaturen Konzentration oder überhaupt Wachbleiben echt anstrengend ist. Aber wer trägt denn dann die Stromkosten für das Gerät? Eine endliche Zahl an kWh kann man ja noch dazuschlagen, aber die ist irgendwann aufgebraucht.

    Es macht grundsätzlich wenig Sinn, einzelne Zimmer zu klimatisieren. Diesen Horror gibt es jenseits des Atlantik zur Genüge, das brauchen wir nicht nachmachen. Und was lohnt Kühlung drinnen, wenn die Wände für Entropie hochgradig permeabel sind? Wärmedämmung und zentrale Klimaanlage wären die Lösung, aber das wird in diesen Gebäuden wohl nicht mehr umgesetzt werden. Nur gut, dass die Gebäude bald eingerissen und neu gebaut werden. Oder? Da war doch was, dass ihre veranschlage Lebenszeit schon deutlich länger als eine Dekade überschritten ist?

  6. Akerbos: Soweit ich weiß betrifft das vor allem die Gebäude 11, 12, 13, 14, die ja nun “saniert” wurden und weiter da rumstehen dürfen.

    Die Bauweise (der 10er und alten 40er) ist zwar praktisch, man kann die Wände (auch die Außenwände) mit relativ geringem Aufwand nahezu beliebig versetzen, aber energietechnisch wirklich von Vorvorgestern.
    Das kann man sich ja auch in der Fachschaft ansehen. Wenn ich nicht irre, dann ist das Innere von dem Äußeren durch kaum mehr als 1-2 Pressspanplatten getrennt. Viel Dämmung kann da nicht dazwischen sein.

  7. Dazu kommt, dass quasi keine Schallisolierung zwischen den Räumen gegeben ist.

    Die Zehner wurden saniert? O.o Wann? Das muss sehr minimalinvasiv geschehen sein.