Tag Archives: Bildungspolitik

Kommentar zum Bildungsstreik (2/2)

Erster Teil

Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte

Das ist mir viel zu vage. Was ist darunter zu verstehen? Soll es demnächst eine Waldorfuniversität geben?

Beendigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Bildungsbereich

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Mitarbeiter sitzen auf Teilstellen, sollen aber volle Arbeit leisten, sind Stipendiaten mit hinzugeschusterter Lehrverpflichtung oder sozial nicht wie echte Mitarbeiter abgesichert. Hier läuft aus Geldmangel ganz viel schief. Auch Professoren werden längst nicht mehr ihrer Kompetenz und Verantwortung entsprechend entlohnt. Read more »

Kommentar zum Bildungsstreik (1/2)

Zur Zeit tobt unter anderem in Deutschland der sogenannte Bildungsstreik, mit dem gewisse Elemente der Studentenschaften gegen schlechte Bedingungen in der universitären Lehre protestieren möchten. Vorvergangene Woche wurde auch in Kaiserslautern der Ansatz einer Demonstration geprobt, dessen Effekt aber sogar im Tagesgespräch unter Studenten nach kürzester Zeit verraucht war. Ich frage mich, was überhaupt das Konzept der Maßnahme sein soll, und kann mit zahlreichen pauschalen Forderungen nichts anfangen. Daher möchte ich hier persönlich Stellung zu selbigen und den gewählten Mitteln nehmen. Read more »

1051€ Forschung

In unserem jüngt verabschiedeten Haushalt sind pro Mitarbeiter und Jahr ganze 1051€ Sachmittel vorgesehen. In einem Vorabvorschlag, der die dem Fachbereich zugeteilte Summe pessimistisch schätzte, waren es sogar nur 742€. Sachmittel sind natürlich Büromaterialen, Druckkosten, Telephonrechnungen und Hardware, aber auch Bücher, Zeitschriften und Reisekosten.

Ganz besonders der letzte Punkt ist bemerkenswert. Man fordert von unserem Fachbereich, auf international exzellentem Niveau zu forschen. Nach einhelliger Meinung ist es dafür unbedingt nötig, Konferenzen sowohl als Vortragender als auch als Gast zu besuchen, um seinen Horizont zu erweitern und Kontakte zu knüpfen. Diese finden natürlich meistens im Ausland statt, oft auch jenseits des Atlantik. Wie oft man von 1051€ abzüglich laufender Kosten in die USA fliegen, dort einige Tage schlafen und sich versorgen sowie die üblichen Admission Fees (kleine bis mittlere dreistellige Beträge) begleichen kann, kann sich ja jeder selbst ausrechnen. Read more »

Lehren auf dem Abstellgleis?

Universitas semper reformandum – dieses Motto scheint sich eine Klasse von Wissenschaftsfunktionären besonders zu eigen gemacht zu haben, sei es, um ihre Existenz zu rechtfertigen oder um gegen die Unterfinanzierung und Vernachlässigung deutscher Universitäten durch Strukturänderungen anzudoktern. Aus der Sicht der Physik ist es erstaunlich, wie trotz katastrophaler Betreuungsrelationen, veralteter Bibliotheken und Praktika weiterhin international hervorragend angenommene Physikerinnen und Physiker ausgebildet werden konnten, bei im Vergleich mit anderen Naturwissenschaften überdurchschnittlichen Planstellenverlusten. Dennoch ist die Lehre bedroht: durch die betreuungsintensiveren Bachelor/Master-Studiengänge, die Modularisierung der Studiengänge, den Druck, mehr und zumeist schlechter aufs Studium vorbereitete Studenten auszubilden, doppelte Abiturjahrgänge … In der Politik verortet man aber gerne noch weitere, die eigentlichen Feinde der Lehre: Professoren, die, durch die Aussicht auf Forschungsreputation verführt, die Kärrnerarbeit der Lehre schmählichst vernachlässigen. Vielleicht sind es aber eher die überbordenden Verwaltungstätigkeiten, die die Forschung zur Freizeitaktivität degradieren und die Lehre leiden lassen?

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An den Bedürfnissen vorbei

Die Qualität der Lehre hängt, behaupte ich, im Wesentlichen von drei Faktoren ab: personelle  Ausstattung, das heißt Anzahl der Lehrenden, deren Motivation zum Lehren und (in unserem Fall nachrangig) die Austattung mit Sachmitteln. Würde man Maße für diese Faktoren finden und normieren, würde sich die Qualität wohl am Minimum der drei Werte orientieren.

Nun ist es leider so, dass an unserem Fachbereich die Arbeitsgruppen personell hoffnungslos unterbesetzt sind. Kommen im bundesdeutschen Schnitt knappe vier Landesstellen auf einen Professor¹, so ist es bei uns gerade etwas mehr als eine. Ein Doktorand, der die Arbeit einer ganzen Stelle auf einer Dreiviertelstelle erledigen soll, kann sicher nicht mehr als die Betreuung einer Vorlesung pro Semester leisten, und selbst dabei kommt seine eigene (Forschungs)Arbeit oft zu kurz. Das heißt, dass Andere bei der Lehre aushelfen müssen, also Stipendiaten oder durch Drittmittel finanzierte Stellen – die eigentlich ihre gesamte Zeit auf ihre Forschung verwenden dürfen sollen.

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