Wir reden oft über das Bild der Informatik, das viele Menschen haben oder besser nicht haben. Wir können nicht genau bestimmen, woher die vielen Missverständnisse rühren oder wie man sie ausräumen kann. In der Dezemberausgabe 2009 des Informatik Spektrum adressiert Gunter Dueck in seiner Kolumne Das Erhabene, die Sterne und die Informatik ähnliche Fragen im Kontext der Astronomie:
Das muss das Erhabene des Weltalls sein, das mich auch oft erfasst. Und natürlich blitzt sofort die Assoziation zu Immanuel Kant auf, der alles in erhabene Worte fasste:
“Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je älter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.”
Bei Informatik ist das irgendwie anders, oder? Und in der Mathematik auch. Dort ist nie dieser heilige Schauer zu spüren, wohl aber immer wieder das Gefühl überirdischer Schönheit – für die man allerdings oft einen speziellen Sinn braucht. Welchen Sinn “befriedigt” Informatik? Hat sie je darüber nachgedacht?
Er schreibt noch über die Erhabenheit der Astronomie, die Schönheit der Mathematik und stellt die Frage, warum es keine positive Belegung der Informatik gibt. Gerade im Kontext des Hefts, wo es um Informatik als Hilfswissenschaft für Astronomen und Astrophysiker geht, ist diese Frage überaus angebracht. Mir sagte ein Astrophysiker mal: “Informatik brauchen wir nicht, programmieren können wir selber!” Ich konnte ihm nicht klarmachen, wie widersprüchlich seine Aussage ist. Read more »
Wehrpflicht oder nicht?
Werbecollage der Bundeswehr
Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg will die Bundeswehr reformieren, was nun schon seit 20 Jahren überfällig ist. Dazu gehört auch, über die Wehrpflicht nachzudenken. Im Kontext ist oft von der sogenannten Wehrgerechtigkeit die Rede, also der Idee, dass alle jungen Männer irgendwie gleichartig behandelt werden oder zumindest die gleichen Chancen haben sollten. Tatsächlich taucht im Grundgesetz, Artikel 12, dieser Begriff nicht mal umschrieben auf. Dort steht wörtlich
Es gibt also eine Instanz, die entscheidet, ob eine gegebene Person Dienst ableisten muss, und je nach Auslegung sogar, welchen Dienst. Willkür in dem Sinne, dass es keine verbindlichen Auswahlkriterien gibt, ist hier zunächst zugelassen. Den Anspruch auf Wehrgerechtigkeit kann man aber durchaus pragmatisch begründen. Die Politik bemüht sich, mehr Akademiker schneller auszubilden, es werden aber (gefühlt) bevorzugt Abiturienten eingezogen. Zahlreiche Männer leisten überhaupt keinen Dienst ab und haben damit (vermeintlich) Vorteile im Werdegang. Aktive Leistungssportler, die mal einen Kreuzbandriss hatten, werden ausgemustert, Unsportliche als tauglich erklärt. Diese Liste könnte man vermutlich fortsetzen; auf jeden Fall gehen diese Szenarien dem allgemeinen Gerechtigkeits- und damit Rechtsverständnis entgegen. Einige Zahlen und Texte zum Thema finden sich hier. Man kann sich außerdem auf das Gleichheitsgebot im Grundgesetz oder sogar gerichtliche Urteile stützen. Read more »